EUROPA DE

Leben schenken

15.12.2021
Soziales Engagement Karriere

RAMPF-Mitarbeiterin Edvina Smarsly spendet Knochenmark an die DKMS – und rettet so das Leben der heute 46-jährigen Ümmü Turgut.

Wunderbare Geschichten schreibt das Leben oft selbst, wir müssen sie nicht erfinden, sondern einfach nur weitererzählen. Das haben Edvina Smarsly, Electrical Design Engineer bei RAMPF Production Systems, und die einst an Leukämie erkrankte Ümmü Turgut erlebt.

Ihre gemeinsame Geschichte beginnt im Jahr 2016, als sich Edvina in der Knochenmarkspenderdatei der DKMS registrieren ließ, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Tübingen, die sich dem Kampf gegen Blutkrebs verschrieben hat. Als junge, frischgebackene Mutter schien es ihr so wertvoll, Menschen zu helfen, ihnen Leben zu schenken und Verantwortung zu übernehmen.

Es sollte zwei Jahre dauern, bis die DKMS sich bei Edvina meldete. An diesen Moment erinnert sie sich heute noch ganz genau:

Es war im August 2018, als eine Tübinger Nummer auf meinem Handy durchklingelte. Die DKMS meldete sich, ich käme als Spenderin infrage und ob ich denn überhaupt noch bereit dafür wäre, Knochenmark zu spenden? Natürlich war ich das, so lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, endlich helfen zu dürfen.

Lebensretter Stammzellen

Wer ihr Knochenmark bekommen sollte, weiß Edvina damals nicht. Erst nach zwei Jahren gestattet die DKMS eine direkte Kontaktaufnahme, damit im Fall von Rückfällen und mehrfach benötigten Spenden keine Antipathien entstehen können. Man sagt ihr lediglich, es handle sich um eine über 30-jährige Frau aus Deutschland.

Blutabnahmen und Untersuchungen beim Hausarzt folgen, alles scheint zu passen, trotzdem hört sie acht Monate lang nichts mehr von der DKMS. Zweifel und Sorgen kommen auf: Hat die Frau den Kampf gegen den Krebs womöglich doch verloren, noch bevor Edvina ihr helfen kann?

Hatte sie nicht, zum Glück. Eine weitere Chemotherapie scheint anzuschlagen, weshalb eine Spende zunächst nicht notwendig erscheint. Doch der Krebs kehrt mit voller Wucht zurück – und Ümmü Turgut aus dem westfälischen Lünen braucht Edvinas Hilfe.

Plötzlich ging alles ganz schnell: Am 28. Mai 2019 fährt Edvina nach Stuttgart, um sich fünf Stunden lang über ein Dialysegerät Knochenmark entnehmen zu lassen. Bereits fünf Tage zuvor muss sie sich selbst zuhause spritzen, um die Knochenmarkzellen in ihrem Blut anzureichern.

Ümmü Turgut bekommt ihr Knochenmark bereits einen Tag später, 500 Kilometer legen die wertvollen Zellen von Stuttgart nach Münster zurück, ehe sie ihr Leben retten. Schnell geht es ihr besser, die beiden Frauen dürfen anonymen Email-Kontakt mit der DKMS als Vermittlerin aufbauen, regelmäßig schreiben sie sich.

Edvina erinnert sich:

Ich wusste zunächst nicht, wie ich die erste Email beginnen sollte, zigmal habe ich angefangen und sie wieder gelöscht. Was schreibt man einer Frau, die monatelang gegen den Krebs kämpfen musste, von ihrer Familie getrennt im Krankenhaus um ihr Leben bangte und deren letzte Hoffnung eine Knochenmarkspende einer Fremden war?

Gemeinsamer Türkeiurlaub

Was von Ümmü Turgut zurückkommt, ist unendliche Dankbarkeit, wie man sie in zuerst in Emails und dann via Telefon wohl kaum auszudrücken vermag. Das erste Telefonat dauert 20 Minuten, tatsächlich können die beiden nur weinen. Danach telefonieren die Frauen fast täglich miteinander, fühlen sich seelenverwandt, eben wie genetische Zwillingsschwestern, die sie ja tatsächlich sind. 

Wie gerne würden sie sich in den Armen liegen, doch knapp 530 Kilometer zwischen Lünen und Aldingen trennen sie. Aber der lang ersehnte Tag kommt: Ümmü Turgut und ihre Familie besuchen Edvina und verbringen ein Wochenende zusammen. Auch die Kinder freunden sich an – Geschwisterliebe ist eben ansteckend.

Auf unsere Frage, wie es denn nun mit den beiden weitergeht, verrät uns Edvina:

Mindestens einmal in der Woche sehen wir uns online und quatschen wie alte Freundinnen, erzählen aus dem Alltag, dem Job, der Familie und schmieden Pläne für unseren gemeinsamen Türkeiurlaub in den nächsten Osterferien. Ümmü möchte mich unbedingt ihrer Familie vorstellen, wir wollen mehr Zeit zusammen verbringen und uns noch besser kennenlernen.

RAMPF unterstützt DKMS

Zum Schluss unseres Gespräches versichert uns Edvina:

Ümmü und ich sind uns einig, dass die ganze Welt unsere Geschichte erfahren und weitererzählen muss, damit jeder erkennt, wie wichtig die Registrierung bei der DKMS ist. Deshalb haben wir uns auch für ein Fernseh-Interview entschieden, das bei unserem zweiten Treffen in Lünen entstanden ist. Wir möchten zeigen, wie einfach, wertvoll und lebensverändernd eine Registrierung ist und möglichst viele dazu ermutigen.

Genau das hat Edvina schon 2019 gemacht, als sie bei RAMPF Production Systems eine Typisierungsaktion ins Leben rief. 40 Mitarbeitenden folgten ihrer Einladung, nachdem sie umfangreich über das Spenden-Prozedere informiert wurden. Ein tolles Engagement im Namen der DKMS und ein großzügiger Beitrag von RAMPF Production Systems, das die Typisierungskosten übernahm.

Alle 27 Sekunden erhält irgendwo auf dieser Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Unterstützen Sie die DKMS bei ihrem großartigen Job, Leben zu retten, und lassen Sie sich registrieren – übrigens auch bequem von zuhause.